Katzenherz mit Bratkartoffeln


Der neue Roman - hier ein Auszug:


Kapitel 12

 

Obwohl er gerade erst 40 Jahre alt war, begleitete Dr. Hartmut Loof hartnäckig der Ruf einer der Besten im In- und Ausland auf dem Gebiet der allgemeinen Hirnforschung zu sein. Allein dafür stellte ihm die DDR Administration ein großzügiges Labor mit mehreren Räumen im Keller der Heigenia Kliniken Berlin Buch zur Verfügung.

 

Mit den Händen in den Taschen wanderte der Doktor an diesem Nachmittag mit langsamen kurzen Schritten um das Krankenbett herum. Sein Patient versuchte krampfhaft den Weißkittel nur mit den Augen zu verfolgen, denn bewegen konnte er sich nicht mehr. Robert Naucks Beine und Arme und auch der Oberkörper waren mit Riemen stramm auf dem Bett fixiert. Sein Mund mit Klebeband zugeklebt. Eine Unzahl von dünnen, verschiedenfarbigen Kabeln führten von seinem glattrasierten Schädel in einen schrankartigen Oszillographen rechts neben ihn. Loof kontrollierte die drei Infusionsbeutel, die am Tropfständer neben dem Bett baumelten, akribisch. Der von sich selbst überzeugte Wunderheiler arbeitete hier unten in seinem Reich am liebsten alleine.

Niemand wusste, dass seine Forschungsarbeit an lebenden Körpern stattfand. Nicht etwa an Mäusen oder Ratten wie zu Beginn seiner Karriere. Nein in den letzten Jahren holte er sich immer wieder akute Patienten aus den Krankenstationen um den Hirnströmen der Menschen auf die Spur zu kommen. Aber nicht nur das,

Dr. Hartmut Loof hatte den festen Vorsatz der Erste zu sein, dem es gelingen sollte eine menschliche Seele zu absorbieren. Loof rollte einen Ständer mit einem Glasballon, so groß wie ein Medizinball, neben das Bett von Robert Nauck. An der Ballonöffnung war ein kurzer durchsichtiger Plasteschlauch fest eingearbeitet. Der Behälter war mit reinem Sauerstoff und Neongas gefüllt.

„So mein Guter“, der Doktor sprach laut und deutlich, als würde er sich im Hörsaal befinden. „Ich werde jetzt noch einige wenige Minuten deinen Lebensweg begleiten. Bevor ich mit dem letzten Atemzug von dir gedenke deine Seele in diesem Ballon einzufangen. Ich habe hoffentlich alle Körpereingänge und Ausgänge gut verschlossen, Rektum, Ohren usw. Das allgemein größte Organ, die Haut, belegte ich schon vor einigen Stunden sorgfältig mit einer Schicht aus Bienenwachs. Ich werde jetzt deine Nase zu klammern und dir diesen zwei Zentimeter dicken Schlauch weit in den Mund stecken.“

Loof beugte sich vorsichtig über seinen hoffnungsvollsten Todeskandidaten und verklebte mit einem Pinsel beide Augenlider bis hoch zu den Wimpern mit flüssigem Wachs. Robert versuchte sich zu befreien, das heiße Zeug brannte fürchterlich.

„Ja so ist es gut, du bist noch am Leben.“ Loof freute sich wie ein Kind. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Er nahm schnell ein Skalpell und machte einen zwei Zentimeter langen Schnitt in das Klebeband um dann geschickt den bereitliegenden Schlauch zwischen die Lippen einzuführen. Zum Schluss wachste er den Gummirand am Mund auch noch ein und öffnete das Schlauchventil. Mit unglaublicher innerer Anspannung beobachtete Loof gebannt die Kurve der Herzfrequenz auf dem Bildschirm.

Einige lange Minuten, hob und senkte sich der Brustkorb auf dem Bett regelmäßig. Dann aber mit dem aller letzten Atemzug hörte Roberts Herz auf zu schlagen. Auf dem Monitor war nur noch ein gerader Strich zu sehen der von einem durchgezogenen Piepton begleitet wurde. Minutenlang passierte nichts mehr, bis dann urplötzlich Roberts gequälte Seele leuchtend blau in das bereitstehende Gefäß rauschte.

 

Fassungslos spiegelten sich Loofs Augen in der schwebenden, auf und ab wallenden Energie wieder. Der Doktor konnte es einfach nicht fassen. Schweißgebadet wurde ihm klar, dass es ihm endlich gelungen war eine menschliche Seele körperlos zu absorbieren. Zufrieden stellte er die 8mm Kamera ab.


Neugierig auf mehr? Dann bis demnächst...